Literarisches

Tagebuch eines Schreiberlings – Kill your darlings!

Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen. – Albert Einstein

Dieses Zitat beinhaltet eine große Wahrheit. Der Text ist fertig. Mühevolle Arbeit liegt vollbracht vor einem. Monate des Schreibens, des Verzichts und des Kampfes um jedes Wort. Doch das ist erst der Anfang.

Das Überarbeiten des Textes ist grausam. Es gilt Lücken zu finden, unlogische Stellen im Text, die nicht zur Story passen und Dinge, die die Story zwar schön klingen lassen, aber sie nicht weiterbringen.

Dies sind oft wundervoll ausformulierte Textstellen. Tolle, kreative Ideen, die man unbedingt in dem Text haben muss. Die Darlings des Autors.

Doch beim zweiten Lesen passen sie nicht mehr. Führen zu nichts oder stören gar den Plot.

So war es bei Kammer. Ich hatte eine Tolle Szene im Kopf. Habe sie ausführlich beschrieben, hervorragende witzige Dialoge entwickelt, eine schaurig schönes Umfeld erzeugt.

Doch die Story hat sich anders entwickelt und so habe ich 20! Seiten gestrichen und neu geschrieben. Das tut weh und lässt einen verzweifeln.

Gut, der Text ist in den Ideensafe gewandert aber dennoch.

Wenn dann der Text mehrfach bearbeitet wurde, sitzt man davor und sagt, das ist es. Tschaka!

Doch dann kommen die gemeinen Testleser. Bevor jetzt jemand sich auf den Schlipps getreten fühlt. TestleserInnen sind wichtig und das entscheidenden ist: Sie müssen ehrlich sein. Kein „Du bist mein Freund, das passt schon so!“ Harte ungeschminkte Kritik! Das ist es, was ein Autor von ihnen braucht. Denn die größte Möglichkeit zu scheitern kommt noch: Das Lektorat!

Lektorinnen und Lektoren sind unbarmherzig. Und das müssen sie sein. Der Text muss zum Verlag passen, zur Lesergruppe.

Und hier wird knallhart gestrichen und geändert. So kann aus einer Kurzgeschichte mit 70.000 Zeichen eine werden, die auf 40.000 zusammengestrichen wurde. Es wird verdichtet was das Zeug hält. Doch genau das erzeugt Spannung. Bringt den Leser dazu, sie weg zulegen und zu sagen: Mehr davon!